Montag, 27. Januar 2014

Der Mann für romantische Frauenfantasien

Andrew Davies
Wer wohl dieser grübelnd dreinblickende Mann auf dem Bild rechts ist? Ein kleiner Tipp: Nein, es ist nicht der Imperator aus Star Wars. Es ist der Mann, dessen Werke Sie sicherlich schon einmal (davon gehe ich aus, wenn Sie hier gelandet sind) schmachtenderweise von der Wohnzimmercouch aus betrachtet haben: Der britische Drehbuchautor und Produzent Andrew Davies (*1936). Er verdient sein Brot damit, vornehmlich britische Romane für TV und Kino filmtauglich aufzubereiten.


Von Austen bis Dickens
Die Liste von Davies Produktionen ist lang und ließt sich wie eine Todo-Liste für jeden Period Drama Fan:

Jane Austen:
Pride & Prejudice (1995), Emma (1996), Northanger Abbey (2007), Sense & Sensiblity (2008). 

-1995- Jennifer Ehle, Colin Firth

-1996- Kate Beckinsale, Mark Strong
-2007-  Felicity Jones, JJ Feild
-2008- Hattie Morahan, Dan Stevens 

Weitere:
Middlemarch (1994), Circle of Friends (1995), The Fortunes and Misfortunes of Moll Flanders (1996), Vanity Fair (1998), Wives and Daughters (1999), Bridget Jones 1 & 2 (2001 & 2004), Doctor Zhivago (2002), Tipping the Velvet (2002), Bleak House (2005), Wiedersehen mit Brideshead (2008), Little Dorrit (2008), Mr. Selfridge (2013), House of Cards (2013) und viele mehr.


Colin Firth als nasser Mr. Darcy
"The man who made Colin Firth a Sexgod"
So bezeichnete ihn der Independent in einem Portrait. Wenn Andrew Davies seine Finger im Spiel hat, kann man von einer sensiblen, werkgetreuen Umsetzung ausgehen. Nicht umsonst hat er im Laufe der Jahre viele Auszeichnungen bekommen, darunter Emmys (Stolz und Vorurteil, Bleak House) und Baftas, nebst unzähligen Nominierungen. 

Dan Stevens in S&S 2008
Trotz Werktreue wird es noch lange nicht langweilig mit Andrew Davies. So ist er bekannt dafür, auch hin und wieder mal ein bisschen Pep in die ein oder andere angestaubte Geschichte zu bringen. Legendär ist Darcys Badeszene aus Pride & Prejudice 1995 (so nicht im Buch), in der man Colin Firths nackten Oberkörper bewundern darf (nur verhüllt durch ein nasses Hemd). Das geht auf Davies' Kappe. Äh wo war ich. Ich bin etwas abgelenkt. Ach ja. Oder in Sense & Sensibility 2008 gibt es neben einer Kussszene und einer angedeuteten Liebesszene, einen holzhackenden ebenfalls spärlich bekleideten Dan Stevens (als Edward Ferrars) zu sehen. Was ganz schön mutig ist, aber - zumindest meines Erachtens - noch nie fehl am Platz war. Das hat ihm auch den Spitznamen Andrew "Sex-It-Up" Davies eingebracht.

TV-Drama ahoi
Nicht zuletzt deshalb, kann man fast schon sagen, ist er für die Renaissance von britischen TV-Dramas seit den 1990ern (mit) verantwortlich. Die etwas eingeschlafenen Produktionen der vorangegangenen Jahrzehnte wurden dank seiner Mithilfe endlich von moderneren Adaptionen abgelöst. Wer schon mal Jane Austen Verfilmungen aus den 1970ern oder 80ern gesehen hat, weiß was ich meine. Nicht dass ich die schlecht finde(!), aber sie wirken verglichen mit den neueren Produktionen doch etwas bieder.

Davies (Quelle: The Independent)

Er schreibt auch Kinderbücher
Neben seiner Arbeit für TV und Kinofilme ist Andrew Davies auch als Buchautor tätig. Er schrieb schon eine Reihe von Kinderbüchern (z. B. Conrad's War, The Fantastic Feats of Doctor Boox) oder auch Bühnenstücke (z. B. Diary of a Desperate Woman, The Shortsighted Bear).

Es bleibt zu hoffen dass uns dieser talentierte Herr noch einige Zeit erhalten bleibt und noch viele schöne Poduktionen ins Fernsehen bringt. Ich persönlich würde mir ja mal eine tolle Verfilmung von Northanger Abbey wünschen *fingers crossed*. Aber auch so: Vielen Dank Herr Davies. 

P.S.: Übrigens ist der nasse Mr. Darcy mittlerweile so berühmt, dass sogar eine riesige Skulptur davon im Londonder Hyde Park (Sepentine Lake) zu bestaunen ist. Diese Engländer.

Darcy-Skulptur im Serpentine Lake (Hyde Park, London)

Montag, 20. Januar 2014

Perid Drama - Was ist das eigentlich?




Wer sich gerne Literaturverfilmungen a’la Austen, Bronte & Co. ansieht, wird früher oder später über den englischen Begriff Period Drama stolpern. Wörtlich genommen handelt es sich dabei um ein gespieltes Stück (Drama), das eine bestimmte Zeitperiode behandelt; zu Deutsch Historiendrama oder Kostümfilm. So weit gefasst, so gut. Nach dieser Definition fällt darunter jede Filmproduktion (oder Theaterstück), die in einer Zeit vor unserer spielt.

Das Period Drama endet dort, wo es keine alten Kostüme mehr zu bestaunen gibt
Ab welchem geschichtlichen Zeitpunkt ein Period Drama zu einem modernen Drama wird, ist nicht festgelegt. In einem einschlägigen Blog habe ich einmal gelesen, dass man den 2. Weltkrieg (Handlungsrahmen) als Grenzlinie ansehen kann. Das ist natürlich keine offizielle Eingrenzung, aber aufgrund der zeitlichen Nähe und dem Kostümfaktor (der ja wesentlich ist), empfinde ich persönlich das als nachvollziehbar.

Ist ein Piratenfilm auch ein Period Drama?
 Vom etymologischen Standpunkt aus, ist der Begriff heute unterschiedlich belegt. Die Definitionen gehen auseinander:
Errol Flynn in Captain Blood 1935

Die einen verstehen und Period Drama tatsächlich jede Produktion laut der oben aufgeführten Definition, also alles vom Sandalenfilm, Mittelalterdrama, über Swashbuckler (Mantel- und Degenfilm) bis hin zum Perückenschinken etc. Also, ja ein Piratenfilm ist strenggenommen auch ein Period Drama. Dabei kann es sogar recht brutal oder finster zugehen, z. B. bei einem Film über Jack the Ripper oder ähnliches. 



E. B. Leighton - A wet Sunday Morning


Andere wiederum denken dabei eher an britische Literaturverfilmungen über das 19. bzw. angehende 20. Jahrhundert, z. B. Romane von Jane Austen, den Bronte-Schwestern, Charles Dickens oder Thomas Hardy - in Abgrenzung an weiter zurückliegenden Handlungsrahmen. Bezogen auf den englischsprachigen Raum, ist es der Literatur jener Zeit geschuldet, dass der Fokus meist auf einer weiblichen Heroine und ihrem Liebes- und Lebensschicksal liegt. 

E. B. Leighton - The Pink Bonnet
Period Dramas für Jane Austen Fans: Das Bonnet
Bleiben wir bei den Engländern. Mittlerweile hat sich eine eigene Bezeichnung für die Period Dramas aus dem 19. Jahrhundert (und die Zeit drum herum) etabliert: Das Bonnet Drama. Ein Bonnet ist eine Haube (je nach Zeit oder Land in unterschiedlicher Form und Ausführung), welche die Damen früher zu tragen pflegten. Ein Bonnet Drama ist dann eben ein Kostümdrama, in dem die besagten Kopfbedeckungen zu sehen sind.



Romy Schneider als Sissi 1955
Deutsche Period Dramas
Für deutsche Produktionen wird der Begriff Period Drama eher weniger verwendet. Schon allein aus sprachlichen Gründen nennt man das hierzulande Historiendrama oder Geschichtsfilm. Der Genreprimus aller deutschen Historiendramen ist sicherlich die Sissi-Trilogie aus den 1950ern, mit der bezaubernden Romy Schneider.


Wie immer man es auch nennen mag: Geschichte zeigt sich nirgends unterhaltsamer, als in einem packend verfilmten Drama.

Montag, 13. Januar 2014

Was Stolz und Vorurteil mit Vom Winde verweht gemeinsam hat



"Dann schenke ich ihr einen Unterrock. Den hat sich auch meine Mami immer gewünscht. Und immer wollte sie einen Taft-Unterrock tragen, so steif, dass er alleine stehen könnte. Und rauschen müsste er, dass Gott denken soll, es wären Engelsflügel."
(Zitat aus Vom Winde verweht)

Wer erinnert sich nicht an sie: Scarlett O'Hara – verkörpert von Vivien Leigh – wunderschön, verpackt in ein dramatisches Kleid mit Reifrock und allem Pipapo – wie sie durch Vom Winde verweht zickt ... äh ich meine leidet. Schön und gut, aber was soll das jetzt mit Stolz und Vorurteil zu tun haben?
 
Regency Mode
Da stimmt was nicht mit Stolz und Vorurteil
Nun es geht nicht um den Roman im Allgemeinen, sondern im Speziellen um die Verfilmung von 1940 mit Laurence Olivier und Greer Garson in den Hauptrollen. Wenn man sich den Film ansieht, scheint etwas nicht ganz zu passen. Die Rede ist von den Kostümen. 
 
Aber eines nach dem anderen. Stolz und Vorurteil wurde von Jane Austen 1813 veröffentlicht und spielt auch zu dieser Zeit (bzw. ein paar Jahre früher). Wie durch viele TV und Kino-Produktionen mittlerweile historisch korrekt wiedergegeben, war die Mode damals (wir reden hier hauptsächlich von England) eher schlicht gehalten und orientierte sich am Klassizismus – hatte also einen leicht altgriechischen-römischen Touch: hochgesteckte Ringelfrisur, direkt unter der Brust abgesetzte Kleider  usw.

Greer Garson in Stolz und Vorurteil 1940
Kleider Recycling
In dem Film von 1940 passt die Ausstattung aber nicht zu dieser Beschreibung sondern ist eher ein paar Jahrzehnte später anzusiedeln, sagen wir zu Zeiten von Vom Winde verweht. Und genau da gehörten die Kleider auch hin, denn – so der Hollywood-Mythos – in Stolz und Vorurteil wurden einige alte Kostüme von Vom Winde verweht aufgetragen. Einmal aus Kostengründen und auch weil die eigentlich zeitlich korrekte Mode den damaligen Produzenten als zu langweilig erschien. Dass die Kleider auch einfach schon mal da waren, war sicher auch ein Grund, wäre ja schade drum. So eine Weiterverwertung war bzw. ist in Hollywood keine Seltenheit, denn im Südstaaten-Drama selbst wurde beispielsweise die alte Kulisse von King Kong niedergebrannt. 

Szene aus Stolz und Vorurteil 1940
Wie dem auch sei. Davon mal abgesehen, dass die Adaption von 1940 nicht gerade mit Buchtreue (Veränderung der Geschichte) oder zeitgenössischer Genauigkeit (die Handlung wurde in die 1830er verlegt) glänzt, ist der Film als beschwingte Romantikkomödie durchaus unterhaltsam. Wenn man weiß, dass die Kleidung wohl schon irgendwo im Hintergrund von Vom Winde verweht spazieren getragen wurde, hat man auch noch zusätzlich was zu gucken.

Sonntag, 12. Januar 2014

Death Comes To Pemberley auf DVD




Death Comes To Pemberley flimmerte an Weihnachten 2013 über die englischen Fernsehbildschirme. Die BBC-Produktion basiert auf dem Roman von P. D. James und schreibt die Geschichte von Stolz & Vorurteil fort. Der Bonnet-Krimi, wie man die 3-Teilige Miniserie bezeichnen könnte, erscheint am 10. Februar (UK-Import) auf DVD.